Anfang des Jahres kündigte neben Burkina Faso und Niger auch Mali den Austritt aus der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft ECOWAS an. Als Gründungsstaat gehörte Mali seit 1975 zur afrikanischen Wirtschaftseinheit, die bisher aus weiteren 14 westafrikanischen Ländern bestand. Nun aber das Aus für Mali.
Die Economic Community Of West African States (ECOWAS) wurde 1975 mit dem Ziel gegründet, die wirtschaftliche sowie politische Zusammenarbeit in Westafrika zu fördern.1 Sie ist die älteste und aktivste regionale Organisation Afrikas. Die daraus hervorgebrachten Vorzüge sollen nicht nur für Wirtschaft und Politik gelten, sondern auch für die Zivilbevölkerung der Mitgliedsstaaten mithilfe
Auch für globale Herausforderungen wie die Klimakrise möchte die Organisation lokale Lösungen finden und gemeinsam als Staatenbund agieren. Inwieweit die gemeinsamen Ambitionen sich auch in den Realitäten der Menschen und der Wirtschaft zeigen, sei zu hinterfragen, so Expert*innen.2
Die Krise innerhalb der ECOWAS begann mit der Aussetzung der Mitgliedschaft von Mali, aber auch von Niger, Burkina Faso und Guinea. Nach zwei Militärputschen im August 2020 und Mai 2021 wurde der afrikanische Binnenstaat sowohl international als auch regional sanktioniert.
Das Verlassen der ECOWAS zeichnete sich demnach schon länger ab. Anfang 2024 reagierte jedoch die malische Militärregierung und erklärte ihren Austritt aus der Wirtschaftsgemeinschaft, der 2025 wirksam wird. Es ist das Ergebnis der politischen Frustration von Bevölkerung und Regierung, der wirtschaftlichen Sorgen sowie des Souveränitätsbewusstseins bezüglich äußerer Einflussnahme auf innere staatliche Angelegenheiten.3
„Mali war zum Beispiel so ein Land, wo die Demokratie relativ gut gelungen war, aber wegen des Terrors auch eine bestimmte Unzufriedenheit herrschte und man vielleicht gedacht hat, man könnte besser mit Militärregierungen gegen den Terror vorgehen. Und das war es dann, was den gelungenen Prozess innerhalb Westafrikas geschwächt hat.“
– Raoul Bagopha, Regionalreferent des Katholisches Hilfswerk Misereor für Afrika, im Interview mit Vatican News4
Mali rückt indessen weiter zusammen mit Niger und Burkina Faso. Anfang Juli gründeten die drei Militärregierungen ihren eigenen Staatenbund "Allianz der Sahel-Staaten" (AES). Gemeinsam wollen sie ihre Außen- und Sicherheitspolitik definieren und in den Sektoren wie Landwirtschaft, Energie und Transport zusammenarbeiten. Hierbei wird ein deutliches Signal gesendet, dass die drei Staaten der ECOWAS den Rücken gekehrt haben.5
Als Folge der aktuellen Geschehnisse wird befürchtet, dass es auch innerhalb der ECOWAS zur Aufspaltung und Destabilisierung kommen kann. Eine erhöhte Terrorgefahr könnte eine weitreichende Folge für Westafrika werden. Demnach vermuten Expert*innen, dass sich die vielschichtigen Krisen nicht nur in Mali, sondern auch in der gesamten Sahelzone weiter vertiefen werden. Die größten Herausforderungen seien extreme Armut, die Auswirkungen des Klimawandels, häufige Nahrungsmittelkrisen, ein schnelles Bevölkerungswachstum, fragile Staatsführung, Korruption, ungelöste interne Spannungen und terroristische Sicherheitsbedrohungen. Eine regionale Lösungsfindung sei inzwischen deutlich erschwerter.
Hinzu kommt die wachsende politische und wirtschaftliche Einflussnahme von Russland in vielen afrikanischen Ländern. Zu deuten ist, dass Russland eine Strategie verfolge, sich als ein alternatives Entwicklungsmodell gegenüber der Europäischen Union und dem demokratischen Regierungsstil darzustellen.
Erfahrt in unserem Artikel, warum Eure Spenden und im Zusammenhang damit nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit für unser Projektland Mali jetzt umso wichtiger sind.
2 Cernicky, J., Was nützt die ECOWAS (abgerufen am 10.07.2024).
3 IPG, Goldberg, P.M., Das war´s ECOWAS, 01.02.2024 (abgerufen am 10.07.2024).
5 DW, Mali, Niger und Burkina Faso gründen eigene Allianz, 07.07.2024 (abgerufen am 10.07.2024).
Seite durchsuchen:
Datenschutzeinstellungen öffnen