Nepal gehört zu den am wenigsten entwickelten Ländern der Welt. Das Armuts- und Entwicklungsgefälle zwischen Stadt und Land ist enorm. Nur etwa 65 Prozent der Erwachsenen können lesen und schreiben. Auf dem Index der menschlichen Entwicklung (HDI) von 2015 liegt Nepal auf Platz 144 der 188 aufgeführten Länder.1 Dieser erfasst die durchschnittlichen Werte eines Landes in verschiedenen grundlegenden Bereichen der menschlichen Entwicklung. Dazu gehören zum Beispiel die Lebenserwartung bei der Geburt, das Bildungsniveau oder das Pro-Kopf-Einkommen.2
Während in der Hauptstadt Kathmandu zum Teil ein relativ modernes Leben Einzug hält, ist das Leben auf dem Land eine Zeitreise in die Vergangenheit. Fehlende Infrastruktur erschwert die Versorgung der extrem abgelegenen und gebirgigen Dörfer. Die Menschen leben meist von der Landwirtschaft, sind Selbstversorger und haben keine oder nur eine sehr kurze und einfache Schulbildung erhalten. Tauschhandel ist eine gängige Zahlungsform. Einfache und feuchte Wellblechhütten dienen als Wohnung. Direkt angeschlossen sind Ställe für Kühe, Ziegen und Hühner. Infrastrukturell sind viele unserer Projektregionen schwer erreichbar.
Ein Beispiel: Man benötigt über acht Stunden, um einen Projektstandort zu erreichen, der nur 180 km von Kathmandu entfernt ist. Meist müssen die letzten zwei Stunden zu Fuß gegangen werden. Dementsprechend schlecht versorgt sind die Menschen in diesen Regionen.
2015 hat ein Erdbeben verheerende Schäden angerichtet, die immer noch nicht vollkommen behoben sind. Gebäude und Straßen können wiederaufgebaut werden, doch was bleibt sind Traumatisierung und Furcht vor einer weiteren Katastrophe. Umso bewundernswerter ist die positive Lebenseinstellung der Menschen in Nepal. Man hat nicht den Eindruck, dass die Menschen mit ihrem Schicksal hadern, sie versuchen es anzunehmen, nach vorne zu sehen und das Beste daraus zu machen.3 Einige Eindrücke über das Erdbeben 2015 fasst dieses Video zusammen: https://youtu.be/2l5wOAEWuzg
In den abgelegenen Dörfern Nepals gibt es kaum kindgerechte Schulgebäude, viele wurden vom Erdbeben zerstört. Zudem verstehen viele Eltern die Notwendigkeit eines Schulbesuches ihrer Kinder nicht, da sie selbst keine Schulbildung genießen durften. Dabei handelt es sich nicht um eine böse Absicht – viele wissen es einfach nicht besser oder noch wichtigere Bedürfnisse, wie die Versorgung der Familie haben Vorrang.
Das Kinderhilfswerk Eine Welt setzt seit 2004 Hilfsprojekte in Nepal um. Seit 2004 arbeiten wir dabei mit unserer Partnerorganisation, der nepalesischen NGO Shanti Griha, zusammen, die uns hilft, die Projekte vor Ort mit ganz viel Herzblut und Leidenschaft umzusetzen.
Die Hilfsorganisation Shanti Griha hat sich zum Ziel gesetzt den benachteiligten Bewohnern in den ärmsten Regionen Nepals zu helfen: mit Schulen, Kindergärten, Gemeinschaftszentren, Wasserleitungen und Gesundheitszentren.
Wir haben uns bisher auf Schulprojekte konzentriert und bereits zehn Projekte erfolgreich in Nepal umgesetzt:
Jahr | Projektort | Umfang des Schulprojektes |
2004 | Ghaderidanda | Schulausbau, Bau eines Brunnens und Versorgung mit Schulmaterialien |
2007 | Gyaja | Unterstützung beim Neubau einer Dorfschule |
2012 | Chainpur | Schulerweiterung, um zwei Klassenräume und einen Computerraum |
2013 | Bandipur | Schulerweiterung |
2017 | Purlung | Schulprojekt: Neubau eines Schulgebäudes, Bau von Latrinen, einer Wasserleitung, Ausstattung einer Bibliothek und Kapazitätsbildung |
2018 | Gaidakot
Sahare |
Schulprojekt: Neubau eines Schulgebäudes, Bau von Latrinen, einer Wasserleitung, Ausstattung einer Bibliothek, eines Computerraums und Kapazitätsbildung |
2019 | Rupakot
Nayagaun Bagarkhutti |
Schulprojekt: Neubau eines Schulgebäudes, Bau von Latrinen, einer Wasserleitung, Ausstattung einer Bibliothek und Kapazitätsbildung |
2020 | Gangadikhola
Mahetinikhola |
Schulprojekt: Neubau eines Schulgebäudes, Bau von Latrinen, einer Wasserleitung, Ausstattung einer Bibliothek und Kapazitätsbildung |
2021
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Thakarikot
Karangekot
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Schulprojekt: Neubau und Renovierung eines Schulgebäudes, Bau von Latrinen, einer Wasserleitung, Ausstattung einer Bibliothek und Kapazitätsbildung |
Unsere Schulen werden so erdbebensicher wie möglich gebaut, verfügen über Sanitäranlagen, einen Trinkwasserzugang, in der Regel eine Bibliothek und einen Computerraum.
Als optimale Ergänzung finden in Nepal im Rahmen des Schulbaus spezielle Ausbildungsprogramme für Eltern und LehrerInnen statt, so dass sich die Lebensbedingungen für möglichst viele Menschen verbessern. Diesen Aufbau von Wissen und Fähigkeiten und die Stärkung von Eigenverantwortung wird Kapazitätsbildung (oder Capacity Building) genannt.
Die Dorfbewohner werden von Anfang an in den Schulbau mit eingebunden, helfen bei der Beschaffung und beim Transport der Rohmaterialien und übernehmen später Wartungsaufgaben. Ein Schulprojekt ist nur dann erfolgreich, wenn die Menschen, die davon profitieren, selbst Verantwortung dafür empfinden. Die Bildungsprogramme werden an die konkreten Bedürfnisse vor Ort angepasst. Eltern lernen zum Beispiel über die Notwendigkeit des regelmäßigen Schulbesuchs und wie sie sich in der Schule einbringen können.
Meist versuchen wir die Schulen auch mit einer Bibliothek und einem Spielplatz auszustatten, denn das Schulgelände ist der einzige Ort, an dem die Kinder spielen und lesen können. Eine über uns errichtete Bibliothek darf auch von den anderen DorfbewohnerInnen genutzt werden, denn so können die Bildungsprogramme nachgearbeitet oder das Lesen geübt werden.
Weiter wird im Rahmen der Projektarbeit versucht, einkommensgenerierende Maßnahmen zu stärken, zum Beispiel: Obstanbau oder Hühnerfarmen. Ziel ist es, dass das Dorf über diese Maßnahmen Einnahmen generiert, die für die Wartung der Schule und für die Versorgung der SchülerInnen verwendet werden können.
Das ist nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit von der das Kinderhilfswerk Eine Welt e.V überzeugt ist. Ein Schulprojekt dieser Art kostet etwa 45.000-50.000 EUR.
Die zehn oben aufgeführten Projekte zeigen in der Praxis, dass Bildung ein Schlüssel für die Entwicklung Nepals ist und dass insbesondere Schulbauten in abgelegenen Dörfern eine echte Hilfe zur Selbsthilfe sind. So werden langfristige Zukunftsperspektiven für die Kinder Nepals geschaffen.
Dank der Zusammenarbeit mit Shanti Griha können wir nachhaltige Projekte in Nepal verlässlich, transparent und effektiv umsetzen. Projekte werden nur in Dörfern umgesetzt, in denen die BewohnerInnen ihre Unterstützung und Mitarbeit zusichern. So wird sichergestellt, dass das Dorf Verantwortung für die Schule empfindet und übernimmt, auch über die Projektlaufzeit hinaus.
Je nach Dorf besuchen bis zu 300 SchülerInnen eine der von uns errichteten Schulen. Das heißt, dass umgerechnet schon für rund 165 EUR ein dauerhafter Schulplatz für ein Kind eingerichtet werden kann.
Gemeinsam mit unserem Partner Shanti Griha haben wir es uns zur Aufgabe gemacht dazu beizutragen, den Ausbau des Schulnetzes in Nepal weiter zu verbessern.
Wir freuen uns, wenn Sie uns dabei unterstützen und für eine Schule in Nepal spenden!
2. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung, 2018
3 Reiseberichte KHW 2018
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