27.06.2025
Trotz angespannter Sicherheitslage konnten wir in den letzten Monaten in Bougoudéré, einem abgelegenen Dorf im Südwesten Malis, zwei wichtige Projekte erfolgreich abschließen: eine Schule und ein Gesundheitszentrum. Wir haben mit Habibatou Koné, der Leiterin des KHW-Büros in Mali darüber gesprochen, warum die geplante Einweihungsfeier verschoben werden musste, wie das Team vor Ort mit Risiken umgeht und was Hoffnung macht.
KHW: Die beiden Projekte im Dorf Bougoudéré – eine Schule und ein Gesundheitszentrum – wurden kürzlich fertiggestellt. Leider konnte keine Einweihungsfeier stattfinden. Wie kam es dazu?
Habi: Als wir das Gebiet für unsere Projekte ausgewählt haben, war die Sicherheitslage dort noch stabil. Doch leider hat sich die Lage generell in den letzten Monaten verschlechtert. Immer wieder kommt es vor allem im Norden und im Zentrum Malis zu Spannungen, Übergriffen oder bewaffneten Auseinandersetzungen zwischen verschiedenen Gruppen. Auch die Bewegungen extremistischer Gruppen nehmen zu. Es werden immer wieder Sicherheitswarnungen für andere Regionen ausgerufen.
Die malische Armee ist zwar in der Region präsent und versucht, Stabilität herzustellen, doch die Lage bleibt unberechenbar. Für die Menschen vor Ort ist das belastend und für uns bedeutet es, dass wir besonders umsichtig handeln müssen, um niemanden zu gefährden.
Unsere Arbeit konnten wir wie geplant durchführen, das Projekt wurde erfolgreich abgeschlossen. Aber aus Sicherheitsgründen haben wir entschieden, die Einweihungsfeier vorerst auszusetzen. Es gab Warnungen für die Region, und wir wollten kein Risiko eingehen.
KHW: Das ist sehr bedauerlich, aber absolut verständlich. Wird die Feier nachgeholt?
Habi: Ja, die Einweihung soll möglichst noch im Juni nachgeholt werden, wenn auch in einem anderen Rahmen. Einige Gäste, auch ich selbst, werden digital zugeschaltet. Die Anwesenheit von Menschen, die nicht zur Dorfgemeinschaft gehören, kann die Sicherheit des Dorfes bedrohen. Dass die Menschen in unseren Projektstandorten geschützt werden, hat für uns immer höchste Priorität. Ebenso müssen wir uns auch selber schützen und jeden Besuch in einem Dorf gut abwägen.
KHW: Wie schafft ihr es unter solchen Bedingungen überhaupt, Projekte erfolgreich durchzuführen?
Habi: Das ist nur möglich durch eine enge und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit unserer lokalen Partnerorganisation CAEB (Conseils et Appui pour l'Education à la Base). Sie kennt die Region, die Menschen und die Herausforderungen sehr gut. Gemeinsam bewerten wir regelmäßig die Sicherheitslage und passen unsere Arbeit daran an. Wir analysieren, welche Gebiete besonders sensibel sind, und was das für unser Team und unsere Partner bedeutet. Außerdem stimmen wir uns eng mit den lokalen Behörden, Dorfvorstehern und anderen Hilfsorganisationen ab, die in der Region aktiv sind. So entsteht ein stabiles Netzwerk.
KHW: Und was passiert im Ernstfall?
Habi: Wir haben Frühwarnsysteme eingerichtet und stehen ständig in Kontakt, auch mit der Deutschen Botschaft in Bamako. So können wir schnell reagieren, wenn sich etwas verändert. Kommunikation ist in unserer Arbeit entscheidend, nach innen wie nach außen.
KHW: Gibt es Projekte, die besonders deutlich zeigen, dass sich der Einsatz trotz aller Schwierigkeiten lohnt?
Gesundheitszentren in Dörfern wie Sébénikoro schaffen medizinische Versorgung für Mutter und Kind
Habi: Ja, viele. In Ogodiré konnten wir 2021 rund 300 Kindern einen Schulplatz ermöglichen, inklusive Lehrmaterialien. Und in N’Djilla haben wir bereits 2020 mit dem Bau einer Schule begonnen. Zwei Jahre später haben wir dort zusätzlich Workshops zu Gartenbau und Klimawandelanpassung angeboten. Die 37 Teilnehmer*innen bauen seitdem Gemüse an, das ganze Jahr über. Sie konnten sich damit ein eigenes Einkommen schaffen. Das zeigt: Bildung allein ist wichtig, aber Wissen, das direkt im Alltag hilft, verändert Leben nachhaltig.
KHW: Was wünschst du dir für die Zukunft des KHW in Mali?
Habi: Ich wünsche mir, dass unsere internationalen Partner und Unterstützer weiterhin an unserer Seite bleiben und sehen, wie viel positive Veränderung durch unsere Projekte möglich ist. Trotz aller Herausforderungen. Ich bin hier geboren, ich kenne die Bedürfnisse der Menschen. Und ich sehe jeden Tag, wie sehr unsere Arbeit gebraucht wird. Das motiviert mich immer wieder. Ich wünsche mir, dass wir als KHW auch in Zukunft stark vor Ort präsent bleiben. Nicht nur mit Strukturen, sondern mit echtem Vertrauen. Denn das ist die Basis für alles.
Seite durchsuchen:
Datenschutzeinstellungen öffnen